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Martin Schongauer

Colmar 1450 - Breisach 1491


Als Sohn eines Goldschmieds wird Martin Schongauer um 1450 in Colmar geboren. Eine Lehre absolviert Schongauer in der Werkstatt seines Vaters, wo er das Handwerk des Zeichnens und Stechens erlernt. Urkundlich erfasst wird Schongauer erstmals im Jahr 1465, als er sich an der Leipziger Universität einschreibt. Vermutlich geht er anschließend bei dem Colmarer Maler Caspar Isenmann in die Lehre, der stark von der flämischen Malerei beeinflusst ist.
Um 1469 begibt sich Martin Schongauer auf Wanderschaft, die ihn u.a. nach Burgund und in die Niederlande führt. In Schongauers ersten Kupferstichen finden sich direkte Übernahmen von Bildtypen aus der Malerei Rogier van der Weydens, Dieric Bouts und Jan van Eycks. Im Jahr 1470-71 kehrt er zurück nach Colmar. Der Künstler Martin Schongauer scheint erfolgreich zu sein, denn er ist mehrfach als Hausbesitzer beurkundet.
Im Jahr 1473 entsteht das Werk "Madonna im Rosenhag" für St. Martin in Colmar, es ist das einzige sicher datierte Tafelbild. Ab dem Jahr 1489 arbeitet Schongauer im Münster von Breisach an einem Zyklus von Wandmalereien, als er 1491, wohl an der Pest, stirbt.
Martin Schongauers herausragende kunstgeschichtliche Bedeutung liegt in seinem umfangreichen Kupferstichwerk begründet (ungefähr 116 Blätter), das zu den großen Leistungen abendländischer Grafik gehört. Schongauer ist einer der ersten Künstler, der seine Blätter durchgängig nummeriert, in hohen Auflagen druckt und in ganz Europa kommerziell verbreitet. In seinen Werken sind profane Szenen, meist aber religiöse Themen aus dem Neuen Testament und der Heiligengeschichte dargestellt.
Seine Arbeiten sind von einer außerordentlichen Klarheit in Komposition und Raumdarstellung gekennzeichnet und stellen gleichzeitig den innigen seelischen Ausdruck der Figuren in den Mittelpunkt der Aussage.
Von Schongauer stammt die Neuerung der Kreuzschraffur, mit deren Hilfe sich eine besondere plastische Wirkung hervorrufen lässt. Der Künstler ist von größtem Einfluss auf seine Zeit. Seine Zeitgenossen verleihen ihm Namen wie "martin schoen", "hibsch Martin" oder "Bel Martino". Schongauers Arbeiten werden kopiert und nachgeahmt, teils auch mit dem Monogramm.
Nach Aussage des Kunstgeschichtsschreibers Giorgio Vasari wird der Künstler Schongauer auch in Italien sehr geschätzt und kein Geringerer als Michelangelo kopiert seine "Versuchung des hl. Antonius". Im Jahr 1492 kommt der junge Dürer nach Breisach, um Martin Schongauer kennenzulernen, trifft jedoch nur noch dessen Bruder, der ihm Zeichnungen des Meisters überlässt. Heute sind ca. 40 Zeichnungen des Künstlers Martin Schongauer bekannt.
Auch als Maler ist er von herausragender Bedeutung. Nur einige Werke gelten als eigenhändig gesichert. Neben der "Maria im Rosenhag", den Altarflügeln für das Antoniterkloster in Isenheim, dem ehemaligen Hochaltar der Dominikanerkirche in Colmar und den erwähnten Wandbildern sind nur noch wenige kleine Tafelbilder erhalten. In Schongauers Malerei verschmilzen oberrheinische und niederländische Vorbilder zu einem eigenen Stil, der aus heutiger Sicht als Abschluss und Vollendung der spätmittelalterlichen Malerei gelten kann.


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